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Channel: Coupé-Décalé – Norient
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Norient Blognotes #4

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Es ist wieder Zeit für eine Norient-Blogschau: Was hier folgt, ist eine exklusive Selection von heissen Tracks, überraschenden Videos, spannenden Interviews, nerdigen Downloads und bemerkenswerten Facts aus den letzten Wochen. Mehr oder weniger aktuell, mehr oder weniger dringlich, mehr oder weniger relevant. Darunter hören wir Schimpfwörter in Kisuaheli und Klobürsten, besuchen einen Schrottplatz und das musikalisch aus allen Nähten platzende multinationale Südlondon.

Die Music Timeline

Die Music Timeline

Wir legen los mit einem Blick zurück ins letzte Jahrtausend: Alison Cichowlas und Tony Lam haben auf dem Google Research Blog versucht, die Geschichte der Pop- und Rockmusik grafisch darzustellen. Herausgekommen ist dabei die mittlerweile kontrovers diskutierte Music Timeline. Sie zeigt, dass Funk und Blues nahezu unsterblich sind und wie sich das One Hit Wonder Los del Rio neben den Altrockern U2 in Diagrammform präsentiert. Auch was fürs Auge ist das folgende Projekt:

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Eine Sammlung von Schimpfwörtern in Kisuaheli

Noch weiter zurück blickt der Jazzfan und Plattensammler Rainer Lotz in seiner eben erschienenen 44-CD-Box (!) «Black Europe – The Sounds and Images of Black People pre-1927». Das Jahrhundertwerk des Berliner Musikarchäologen vereint mit 1244 Tonaufnahmen rund 56 Stunden Musik von schwarzen Künstlern in Europa zwischen 1880 und 1920. Ein Grossteil der nun veröffentlichten Titel waren bislang kommerziell nicht verfügbar. Die Zeit bezeichnete die vom Label Bear Familiy Records veröffentlichte Box – die mit zwei Büchern ergänzt wird – als einen «Kulturschatz, der von Migration, Rassendiskriminierung und Auswüchsen der Kolonialmentalität erzählt». Jan Tölva betont in der Jungle World den auf den Aufnahmen omnipräsenten Rassismus: «Rassismus und weißes Überlegenheitsdenken sind mit dieser Phase europäischer Geschichte eng verbunden oder, besser gesagt, integraler Bestandteil derselben.»

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Schliesslich ein Auszug aus dem Zeit-Interview mit Rainer Lotz über den Hintergrund einer Aufnahme aus der CD-Box (siehe Soundcloud-Snippet unten):

Viele [schwarze Musiker] kamen mit Missionaren oder Kolonialherren nach Europa, sie sollten kommende Kolonialverwaltungsbeamte mit ihren Heimatsprachen vertraut machen. Dabei ereigneten sich groteske Dinge. Wie bei einer Gruppe von «Pygmäen», die, von einem Deutschen begleitet, im Tonstudio waren. Weil wir wissen wollten, was sie damals erzählt haben, bat ich eine Dolmetscherin, die Aufnahmen aus dem Kisuaheli ins Deutsche zu übersetzen. Sie weigerte sich, das sei ein einziger Strom von Obszönitäten. Der Deutsche hatte wohl die «Pygmäen» in der Manier eines Kolonialherrn beschimpft, und die «Pygmäen» zahlten es ihm heim. Das ist der Traum eines Sprachethnologen: eine Sammlung von Schimpfwörtern in Kisuaheli an der Wende zum 20. Jahrhundert. Das gibt es in keinem Lexikon.

Ebenfalls einen historischen Blickwinkel nimmt der Musikblog Afropop Worldwide in seinem neusten Dossier ein: Punk in Afrika. Als Auszug daraus ein dokumentarisches Mixtape, das seltene und unveröffentlichte Aufnahmen der südafrikanischen Punk-Reggae-Band National Wake zusammenstellt und die Einführung in das Programm von Afropop Worldwide:

When you think punk, a few locations tend to come to mind- New York, London, LA. But Durban? Jo’Burg? South Africa? In this program, we are taking a trip to a time and a place where punk had a very different meaning, exploring the music and the legacy of the mixed race bands that challenged apartheid. Little known to the outside world, and often overlooked even within South Africa, groups like National Wake, The Genuines, and The Kalahari Surfers used music to articulate their disgust with the society around them, calling out the conformity, repression, and political hypocrisy that defined the apartheid era. As time went on and theory was put into practice, the music became increasingly adventurous, drawing from the full diversity of South Africa’s musical culture, and fusing it to the raw energy of punk. In doing so, they created a model that continues to inspire bands to the present day.

Von Toilettenbürsten, Messgeräten und Defibrillatoren

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Im nächsten Themenschwerpunkt dieser Norient-Blogschau widmen wir uns dem Thema «Alltagsgeräusche». Während der deutsche Musiker und Komponist Nils Frahm an einem Konzert in London sein Instrumentarium mit Klobürsten erweiterte (eareyeam schreibt über Frahm: «Äu­sserst kon­zen­triert und auf­ge­räumt ver­mag er über die Gren­zen zwi­schen zeit­ge­nös­si­scher E-​Mu­sik, Jazz und Am­bi­ent hin­weg­zu­klim­pern») dreht das Schweizer Radio den Spiess um und erklärt in der Alarm-Symphonie Geräusche aus dem Spital selbst zur Musik:

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Aus dem Spital direkt nach Westafrika. Kürzlich liess Afropop Worldwide verlauten, dass in der Elfenbeinküste der Popmusikstil Coupé-decalé sein Comeback feiert. Zu den Protagonisten der aktuellen Stunde gehört etwa der 25-jährige Serge Beynaud:

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In Burkina Faso rappt derweil Joey le Soldat auf dem Schrottplatz und veröffentlichte eben auf Akwaaba Music ein Album. Über den neuen Track «D.M.D.» – den es bei Soundcloud übrigens als Free Download gibt – schreibt das Label: «D.M.D. is the voice of Ouagadougou’s kids, speaking up against injustice in their land of upright men.»

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Um urbane Soundwelten geht es auch im bereits letzten November lancierten Video-Projekt «New Music Cities» von Dazed Digital und All Saints. Die ersten beiden von total vier Folgen sind bereits online, im Fokus stehen New York und South London und die musikalischen Städtereisen bringen nicht nur bekannte Facetten dieser beiden Musikmetropolen zu Tage:

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Eben erst präsentierte der Blog XLR8R das Video «Contonéate» des kolumbianischen Produzenten Sano für das Label Cómeme.

Directed by Kingababy and Julia “Yula” Kasprzak, the piece features interchanging black-and-white shots of the artist himself and extreme angular shots of dancing shadows, inspiring a spiral motion that translates through the camera’s movements and the quick, synchronized editing. With accents of yellow-tinted texture and distorted images interspersed throughout Sano’s new video, “Contonéate” has been given a visual treatment perfectly fitting for its lively and percussive dancefloor sounds.

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Pete Seeger (1919-1914) – R.I.P.

Für den Schluss der vierten Norient-Blogschau gehen wir zurück nach New York. Dort ist am 27. Januar 2014 Pete Seeger im Alter von 94 Jahren gestorben. Im Gedenken an den grossen Mann ist nicht nur bei der New York Times ein ausführlicher Nachruf erschienen, sondern auch bei Popkontext.de. Der Saxophonist und Jazzpionier Paul Winter bietet auf seinem Blog den Gratisdownload des Songs «To My Old Brown Earth» an und auch wir lassen die Folk-Legende gleich selber singen:


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